Direkt zum Hauptinhalt

Butylscopolamin

AZ0_9095.jpg    

Mindestqualifikation

Notärztin/Notarzt

Indikationen in der Notfallmedizin

akut auftretende bradykarde Herzrhythmusstörungen
Vergiftungen mit Parasympathomimetika

Wirkstoffgruppe

Anticholinergikum, Parasympatholytikum

Kontraindikationen

Tachykardie bei Herzinsuffizienz, Koronarstenose, Glaukom, Ileus, obstruktive Harnwegserkrankung

Im Rahmen der Behandlungen von lebensgefährlichen Vergiftungen mit Parasympathomimetika sind alle angeführten Kontraindikationen relativ zu sehen. Bei der Behandlung von Bradykardien kann auf andere Arzneimittel (z.B. Adrenalin) oder Herzschrittmacher ausgewichen werden.

Nebenwirkungen

Tachykardie (ventrikuläre und supraventrikuläre), AP-Symptome, Hypertonie, Muskelschwäche und Koordinationsstörungen,  Schluck- und Sprachstörungen, Unruhe- und Erregungszustände, Halluzinationen, Verwirrtheit, Krämpfe, Mundtrockenheit, Störung der Ausscheidungsfunktion, Sehstörungen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergie)

Dosierungshinweise

Bradykardie (ERC-Guidelines 2021): Erwachsene: 0,5mg, Wiederholung bis max. 3 mg Kinder: 0,01 mg pro kg KG i. v. (Die Dosis kann max 2-mal nach 10–15 min wiederholt werden.

Vergiftungen mit Parasympathomimetika: 2–5 mg i. v. alle 10–15 min bis zum Rückgang der Atemdepression (das sind bis zu 10 Ampullen - so viele haben wir gar nicht mit!)

Praxistipp

Gemäß ERC-Guidelines wird Atropin bei allen Bradykardien empfohlen. Gemäß der Zulassung ist es bei AV-Blockaden II. und III. Grades kontraindiziert. In der Praxis wird Atropin beim AV-Block III° mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wirken, da es hauptsächlich auf die Frequenz des Sinusknotens wirkt, dessen Impulse aber beim AV-Block III° nicht im Ventrikel ankommen. Da im Rettungsdienst die Möglichkeit zur externen Schrittmachertherapie besteht, wird man diese durchführen. Atropin kann im Notfall verwendet werden, wenn keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Therapie von Rhythmusstörungen nur unter Überwachung der EKG- und Vitalparameter.

Besonders vorsichtige Dosierung bei:

  • Kindern
  • ältere Personen über 65 Jahre
  • Erwachsenen mit Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  • fiebernde Personen
  • Personen mit bekanntem Herzleiden und Hyperthyreose

Wirkung

Atropin ist ein kompetitiver Antagonist von Acetylcholin (ACh). Es hemmt die Wirkung von ACh und wirkt peripher und zentral:

  • steigert die Herzfrequenz
  • reduziert den Tonus der glatten Muskulatur
  • reduziert Speichel- und Bronchialsekrete

Schwangerschaft

Strengste Indikationsstellung! Bei Mutter und Fetus kann es zu Herzryhthmusstörungen kommen (insbes. Tachykardien). Stillzeit: Atropin kann zu Vergiftungen des Säuglings führen.