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Etomidat

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Es gibt zwei verschiedene Arzneispezialitäten im Handel: Hypnomidate® und Etomidat Lipuro®.
Die Präparate dürfen nicht gleichzeitig angewendet werden oder vermischt werden!

Mindestqualifikation

Notärztin/Notarzt

Indikationen in der Notfallmedizin

Narkoseeinleitung - kurzwirksames Einleitungshypnotikum

Wirkstoffgruppe

Anästhetikum, Hypnotikum

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff,  Nüssen/Soja (nur bei Etomidat Lipuro®)
Sepsis/Polytrauma (siehe Bemerkung unten)
Säuglinge bis zu 6 Monaten

Sepsis/Polytrauma
Der Einsatz bei Sepsis und Schwerverletzten ist aktuell wissenschaftlich hoch umstritten (aber noch nicht offiziell kontraindiziert!). Die S3-Leitlinie „Polytrauma/Schwerverletzen-Behandlung“ ebenso wie die Revision der S2k-Leitlinie Sepsis empfehlen, den Einsatz von Etomidat nur mit großer Vorsicht und Bedacht zu erwägen.

Quelle: S1 Leitlinie „Prähospitale Notfallnarkose beim Erwachsenen“.

Da wir im Rettungsdienst NÖ auch andere Medikamente zur Narkoseeinleitung mitführen, kann bei Sepsis und Polytrauma problemlos auf Etomidat verzichtet werden.
Des Weiteren weist Etomidat eine hohe Komplikationsrate - und Letalitätsrate in Bezug auf das ARDS auf.
(DGU-2011, DGAI-2015)

Nebenwirkungen

periphere Empfindungsstörungen
Atemstörungen (Apnoe bis hin zur Hyperventilation)
Magen-Darm-Beschwerden (Erbrechen, Übelkeit)
Allergische Reaktionen (Hautausschlag, Urtikaria)
Herz-Kreislauf: Hypotonie, Schock, Herzrhythmusstörungen (Bradykardie bis hin zum Herzstillstand), gefäßwandreizend
unwillkürliche Muskelkontraktionen (Myoklonien und Dyskinesien)

Dosierungshinweise

Erwachsene und Kinder: 0,15–0,3 mg/kg KG

bei älteren Menschen unbedingt Dosisanpassung (max. 0,2mg/kg KG)

Praxistipp

Es gibt zwei verschiedene Arzneispezialitäten im Handel: Hypnomidate® und Etomidat Lipuro®. Die Präparate dürfen nicht gleichzeitig angewendet werden oder vermischt werden!

Etomidat hat weniger kardiale Nebenwirkungen als Propofol und wird deshalb gern zur Einleitung kardial instabiler Patient*innen verwendet. Trotzdem vorsichtig bei herzschwachen Patienten verwenden!

CAVE: Nekrosen bei unbeabsichtigter arterieller Injektion, starke Schmerzen bei unbeabsichtigter paravenöser Verabreichung.

Wirkung

Etomidat besitzt einen zentraler Angriffspunkt (GABAA Rezeptoren im ZNS). Es wirkt hirndrucksenkend, hypnotisch und antikonvulsiv. Da es rein hypnotisch wirkt muss bei einer Narkose unbedingt eine Kombination mit einem Muskelrelaxans und einem Analgetikum erfolgen.  Des Weiteren kommt es zur Steigerung der Perfusion der Koronararterien. Etomidat unterdrückt die Funktion der Nebennierenrinde und hemmt die zelluläre Cortisolsynthese durch eine reversible Blockade des Enzyms (11β-Hydroxylase). Die Unterdrückung der Cortisolsynthese lässt sich durch ACTH nicht aufheben und hält nach einmaliger Gabe von 0,3 mg Etomidat pro kg Körpergewicht bis zu 8 Stunden an. Die Hemmung der Cortisolsynthese ist reversibel und abhängig von der Etomidatkonzentration im Plasma. Die nach Etomidatgabe beobachteten unwillkürlichen Muskelbewegungen sind Folge einer Enthemmung von physiologischen Erregungen im Gehirn (Zwischenhirn), vergleichbar mit dem Myoklonus während des normalen Schlafes. Diese lassen sich durch die Gabe von Benzodiazepinen rasch in den Griff kriegen.

Schwangerschaft und Stillzeit

nur bei strenger Indikation, stark embryotoxisch