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Atemwegsobstruktion

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Auswahl des Präparates: Es soll das verwendet werden, was zur Verfügung steht. Kombinationspräparate sind reinem Salbutamol vorzuziehen. Verneblermasken sind Dosieraerosolen vorzuziehen. Falls aufgrund von Lieferschwierigkeiten überhaupt kein Beta-2-Sympathomimetikum zur Verfügung steht, und eine medikamentöse Therapie unbedingt erforderlich ist, kann auch Adrenalin gemäß dem Algorithmus für die Obstruktion der oberen Atemwege verwendet werden.

Kontraindikation "Tachyarrhythmie": Diese Kontraindikation ist dann relevant, wenn es sich um eine kardial bedingte Rhythmusstörung handelt. Meist ist sie im Notfall irrelevant, weil die Tachykardie von der Aufregung durch die Atemnot verursacht wird.

Adrenalin 1:1.000 (Suprarenin®) | inhalativ | alle Altersgruppen

3 mg = 3 ml = 3 Ampullen Suprarenin® zu 1 mg/ml

wiederholen nach 5 Minuten, wenn Beschwerden weiter bestehen oder wieder auftreten

Adrenalin inhalativ.png

Kontraindikationen im Notfall keine
Nebenwirkungen im Notfall irrelevant und nur kurz anhaltend: systemische Reaktion des Sympathikus (Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel)
Schwangerschaft im Notfall keine Einschränkung
Stillzeit im Notfall keine Einschränkung
Eintrag im Medikamentenlexikon

Salbutamol/Ipratropiumbromid (Combivent®) | inhalativ | Erwachsene

1 x Einzeldosisbehälter 2,5 ml (=2,5 mg Salbutamol und 0,5 mg Ipratropiumbromid) vernebeln

Bei nicht ausreichendem Ansprechen Wiederholung nach 30 Minuten möglich.

Kontraindikationen
  • bekannte Unverträglichkeit gegen die Wirkstoffe oder Atropin oder ähnliche Substanzen (andere Anticholinergika bzw. andere beta-Sympathomimetika)
  • Tachykarde Herzrhythmusstörungen mit Frequenz über 140 (Tachykardie aufgrund von Aufregung/Atemnot zählt nicht!)
Nebenwirkungen systemische Reaktion des Sympathikus (Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel)
Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)

Cave: kurz vor der oder während der Entbindung (wirkt wehenhemmend)

besser Salbutamol-Monopräparat verwenden

Stillzeit Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)
Eintrag im Medikamentenlexikon

Fenoterolhydrobromid/Ipratropiumbromid ( Berodualin®) | inhalativ | Erwachsene

30 Tropfen (= 1,5 ml) plus ~ 2 ml NaCl vernebeln

Bei nicht ausreichendem Ansprechen einmalige Wiederholung möglich.

Kontraindikationen
  • bekannte Unverträglichkeit gegen die Wirkstoffe oder Atropin oder ähnliche Substanzen (andere Anticholinergika bzw. andere beta-Sympathomimetika)
  • Tachykarde Herzrhythmusstörungen mit Frequenz über 140 (Tachykardie aufgrund von Aufregung/Atemnot zählt nicht!)
Nebenwirkungen systemische Reaktion des Sympathikus (Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel)
Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)

Cave: kurz vor der oder während der Entbindung (wirkt wehenhemmend)

besser Salbutamol-Monopräparat verwenden

Stillzeit Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)
Eintrag im Medikamentenlexikon

Salbutamol (Sultanol forte®) | inhalativ | Erwachsene

1 x Einzeldosisbehälter 2,5 ml = 2,5 mg vernebeln

Bei nicht ausreichendem Ansprechen sofortige Fortsetzung der Verneblung mit nochmals 2,5 ml = 2,5 mg.

Maximaldosis: 5 ml = 5 mg (=2 Einzeldosisbehälter zu 2,5 ml/2,5 mg)

Kontraindikationen
  • bekannte Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Beta-Sympathomimetika
  • Tachykarde Herzrhythmusstörungen mit Frequenz über 140 (Tachykardie aufgrund von Aufregung/Atemnot zählt nicht!)
Nebenwirkungen systemische Reaktion des Sympathikus (Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel)
Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)

Cave: kurz vor der oder während der Entbindung (wirkt wehenhemmend)

bei Notwendigkeit der Therapie ist Salbutamol als Monpräparat besser geeignet als Kombinationspräparate

Stillzeit Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)
Eintrag im Medikamentenlexikon

Salbutamol (Sultanol®) | inhalativ | Erwachsene

Andere Konzentration als Sultanol forte® Einzeldosisbehälter

10 Tropfen = 0,5 ml = 2,5 mg Salbutamol plus ~2 ml NaCl vernebeln

Bei nicht ausreichendem Ansprechen sofortige Fortsetzung der Verneblung mit nochmals 10 Tropfen = 0,5 ml = 2,5 mg.

Maximaldosis: 1 ml = 5 mg (=20 Tropfen zu 1 ml/5 mg)

Kontraindikationen
  • bekannte Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Beta-Sympathomimetika
  • Tachykarde Herzrhythmusstörungen mit Frequenz über 140 (Tachykardie aufgrund von Aufregung/Atemnot zählt nicht!)
Nebenwirkungen systemische Reaktion des Sympathikus (Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel)
Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)

Cave: kurz vor der oder während der Entbindung (wirkt wehenhemmend)

bei Notwendigkeit der Therapie ist Salbutamol als Monpräparat besser geeignet als Kombinationspräparate

Stillzeit Strenge Indikationsstellung (kritische Atemnot)
Eintrag im Medikamentenlexikon

Prednisolon | intravenös | exazerbierte COPD | Erwachsene

100 mg = 2 ml = 1 Trockenstechampulle zu 250 mg Wirkstoffpulver mit 5 ml Aqua auflösen, 2 ml davon aufziehen

langsam i.v. verabreichen, nicht wiederholen


Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Glukokortikoide

Nebenwirkungen keine bei diesem Zustandsbild und dieser Dosis relevanten
Schwangerschaft

Im Notfall keine Einschränkung, ohne Lebensbedrohung ärztliche Entscheidung

Stillzeit

Im Notfall keine Einschränkung, ohne Lebensbedrohung ärztliche Entscheidung

Eintrag im Medikamentenlexikon

CPAP ASB-Beatmung
Einstellungen Beatmungsgerät
  Oxygenierungsproblem
z.B. Pneumonie, Lungenödem
Unklar Ventilationsproblem
z.B. Asthma, COPD
Modus CPAP-ASB
PEEP 5 mbar 5 mbar 4 mbar
ΔpASB 3 mbar 5 mbar 8 mbar
FiO2 100% bzw.
No Air-Mix
100% bzw.
No Air-Mix
50-100% bzw.
Air-Mix oder No Air-Mix
Anpassung PEEP   ΔpASB
Weitere Anpassungen nach Klinik und Patient:innen-Komfort
Kontraindikationen
  • Incompliance
  • Aspirationsgefahr
  • Hirndruckzeichen
  • Bewusstseinsstörung (GCS ≤ 12)
  • Fehlende Spontanatmung
Die CPAP-ASB-Beatmung ist aktuell im RKNÖ für NKI nicht freigegeben, weil Beatmungsgeräte lt. NÖ Rettungsdienst-Mindestausstattungsverordnung 2017 und mangels Finanzierung auch lt. OM-A des RKNÖ auf RTW und RTW-C nicht vorgesehen sind und die Behandlungsleitlinien die real möglichen Behandlungsmöglichkeiten widerspiegeln.

Therapieziel

Reduktion der Schwellungen im Atemweg. Eine geringfügige Reduktion der Schwellung sorgt für deutlich geringeren Atemwegswiderstand und verbessert den Patient:innenzustand im Normalfall sehr schnell.

Verbessert die pharmakologische Therapie den Zustand nicht ausreichend, muss eine Beatmung durchgeführt werden (zunächst CPAP-ASB, als Eskalation RSI und kontrollierte Beatmung).

Allgemeine Hinweise

  • Auswahl des Präparates: Es soll das verwendet werden, was zur Verfügung steht. Kombinationspräparate sind reinem Salbutamol vorzuziehen. Verneblermasken sind Dosieraerosolen vorzuziehen. Falls aufgrund von Lieferschwierigkeiten überhaupt kein Beta-2-Sympathomimetikum zur Verfügung steht, und eine medikamentöse Therapie unbedingt erforderlich ist, kann auch Adrenalin gemäß dem Algorithmus für die Obstruktion der oberen Atemwege verwendet werden.
  • Kontraindikation "Tachyarrhythmie": Diese Kontraindikation ist dann relevant, wenn es sich um eine kardial bedingte Rhythmusstörung handelt. Meist ist sie im Notfall irrelevant, weil die Tachykardie von der Aufregung durch die Atemnot verursacht wird.
Quellenangaben

ÖRK-Arzneimittelliste 03/2024 (ÖRK/Gremium der Bundeschefärzte der österreichischen Rettungsorganisationen)

S3-Leitlinie Nationale Versorgungsleitlinie COPD (Deutschland) (2021)

S2k-Leitlinie Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten  mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) (2018)

S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma (2023)

Erläuterungen

Atemnot, insbesondere die Exazerbation einer bestehenden COPD ist eine häufige Berufungsursache. Mit den zur Verfügung stehenden inhalativen Arzneimitteln kann der Patient:innenzustand rasch verbessert werden. Stress und Leid der Patient:innen wird reduziert. Das Nebenwirkungspotenzial der Arzneimittel ist gering. Speziell bei langen Transportzeiten, wie sie in Niederösterreich vorkommen können, relevant ist Kortison: im Gegensatz zu den symptombekämpfenden Sympathomimetika bekämpft es die Entzündungsreaktion, die meist Ursache der Exazerbation ist. Bei einer einmaligen Gabe im Rettungsdienst sind hier keine Nebenwirkungen zu erwarten.

Die Freigabe der inhalativen Arzneimittel dieser Behandlungsleitlinie wird empfohlen durch das ÖRK-Bundeschefärztegremium.

Die Behandlungsleitlinie ist in dieser (oder sehr ähnlicher) Form international üblich für ALS-Personal.

Die Behandlungsleitlinie entspricht der aktuellen wissenschaftlichen Empfehlung für den deutschsprachigen Raum. 

Version
Version RDMED 24.1

06/2024

Darstellung nach neuem Designkonzept

neues Arzneimittel: Prednisolon bei exazerbierter COPD

Version 1.1 12/2021 Ursprungsversion

    Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)!