Lidocain
Mindestqualifikation
Notärztin/Notarzt
Indikationen in der Notfallmedizin
Vorbeugung und Behandlung von lokalen Schmerzen
Behandlung von Herzrhythmusstörungen
(Notiz: Xylanaest 2% ist vom Hersteller nicht zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen freigegeben !)
Wirkstoffgruppe
Lokalanästhetikum, Antiarrhythmikum (Klasse 1b)
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile oder andere Lokalanästhetika
hochgradige Formen der Bradykardie (AV-Block II° und III°)
Hypotonie, dekompensierte Herzinsuffizienz
kardiogener oder hypovolämischer Schock
frischer Herzinfarkt
Sick-Sinus-Syndrom
Nebenwirkungen
Herz und Kreislauf: Bradykardie, Blutdruckschwankungen (Hypo- und Hypertonie!), kardiale Arrhythmien
ZNS-Störungen: Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen, Tremor, Parästhesien, Krampfanfälle
Magen-Darm-Trakt: Übelkeit und Erbrechen,
Dosierungshinweise
Lokalanästhetikum:
2ml (40mg) i.o. (zur Schmerztherapie bei i.o.-Zugang)
individuelle Dosistitration bei lokaler Gabe (subkutan z.B.), beim Einrenken eines Fingers o.ä.
Lidocain kann beim Atem-Kreislaufstillstand analog als Alternative zu Amiodaron angewendet werden, wenn Amiodaron nicht zur Verfügung steht.
Erwachsener:
- Nach dem erfolglosen 3. Schock: Lidocain 100mg iv./io.
- Nach dem erfolglosen 5. Schock: Lidocain 50mg iv./io.
Kinder:
- nach dem erfolglosen 3. Schock und 5. Schock: 1mg/kg Körpergewicht i.v./ i.o.
Praxistipp
bei i.o. – Anwendung empfiehlt es sich die 30 sek. Wirkeintrittszeit abzuwarten, bevor größere Volumina i.o. verabreicht werden
Wirkung
Lidocain blockiert die spannungsabhängigen Natriumkanäle der Neuronen und verringert so die Durchlässigkeit ihrer Membran. Dies setzt die Depolarisationsgeschwindigkeit herab, erhöht die Erregungsschwelle und verlangsamt die Reizweiterleitung der Nervenzelle. In einem mit Lidocain behandelten Areal entsteht so ein lokales Taubheitsgefühl, welches reversibel ist.
Im Herz-Kreislauf-System wirkt Lidocain vor allem auf das Myokard. Es zählt als Antiarrhythmikum der Klasse 1b zu den Natriumkanalblockern im Herzmuskelgewebe. Die Natriumkanäle im Herzmuskel werden nur kurz angebunden und schnell wieder freigegeben. Es reduziert dort die elektrische Erregbarkeit, die Leitungsgeschwindigkeit und die Kontraktionskraft, sodass Herzrhythmusstörungen entgegengewirkt wird. Daher ist das Lidocain bei hohen Frequenzen (also viele und schnelle Aktionspotentiale) besonders wirksam. Es zeigt zusätzlich eine schwache antihistaminerge und parasympatholytische Wirkung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lokalanästhetika besitzt Lidocain geringe gefäßerweiternde Wirkung.
Schwangerschaft und Stillzeit
Grundsätzlich keine Zulassung in der Schwangerschaft, jedoch nach kritischer Risiko-Nutzen-Abwägung (gute Erfahrungsberichte vorhanden in der Literatur) möglich. In therapeutischen Dosen in der Stillzeit anwendbar.