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Atemwegssicherung (ALS) bei Atem-Kreislauf-Stillstand (ab NFS)

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Ablaufgrafik Larynxtubus (verfügbar bis: 31.12.2026)

Ablaufgrafik für die Übergangszeit (bis 31.12.2026) wobei Larynxmasken des Typs i-gel sowie Larnyxtuben in der Ausstattung vorgehalten werden.

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Vorgehen bei Beatmungsproblemen

Finden der Ursache: DOPES
D Dislokation (Tubus verrutscht?)
O Obstruktion (Verlegung durch Erbrochenes?)
P Patient:in (Spannungspneumothorax? Erlangt Bewusstsein und wehrt sich gegen SGA/ET?)
E Equipment (Leckage im Beatmungssystem? Sauerstoff leer? Schlauch abgeknickt?)
S Stomach (Magenüberblähung? -> Magensonde!)

Problembehebung: HAND
H
  • Händische Beatmung mit Beatmungsbeutel - 30:2 - keine HDM während Beatmung
  • Hören auf Atemgeräusche: Belüftung der Lunge? Nebengeräusche wie Blubbern neben Tubus?
  • Sehen: Thoraxhebung, Tubusdislokation (Zahnreihe), Inspektion des Cuffballons
  • Fühlen: Wie fühlt sich die Beatmung an? Hoher Widerstand (= hoher Thoraxdruck) oder kein Widerstand (= Leckage im System)
A Absaugen (problemloses Einführen des Absaugkatheters in den Tubus zeigt Durchgängigkeit)
N Neue Einstellung (relevant bei Verwendung eines Beatmungsgeräts)
D Diagnostik: Kapnogramm beurteilen, wenn vorhanden: Ultraschall (sonst relevant für die Klinik)

Quelle: Fandler, M., Gotthardt, P.: SOP Akutes Beatmungsproblem, Notfallmedizin up2date 2018; 13: 234-236

Empfohlener Aufbau der Beatmungsstruktur

Von Patient:in beginnend:

  1. Tubus (i-gel oder Endotrachealtubus)
  2. Tubusverlängerung (Gänsegurgel) 
  3. Beatmungsfilter
  4. Sensor Kapnometrie/Kapnographie
  5. Beatmungsbeutel (Alternativ: Beatmungseinheit)

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Bei der Verwendung eines SGA soll der Beutel konnektiert bleiben und die Defibrillation normal durchgeführt werden.
Der Beutel kann in der Hand gehalten oder abgelegt (nicht direkt auf den Brustkorb) werden (Gänsegurgel).

Interpretation Kapnographie

 

Maßnahmenbeschreibung Kapnometrie/Kapnografie

Indikationen

Tubusadapter

  • Endotracheal intubierter Patient
  • Mit SGA (Laryngsmaske/Larynxtubus) intubierter Patient

Nasal-/Oraladapter

  • Atemdepressiver Patient
  • Bewusstseinsgestörter Patient
  • Sedierter Patient
  • Patient mit respiratorischer Störung

Kontraindikationen

  • Keine

Benötigtes Material

  • EKG-Monitor
  • Kapnometrie Tubusadapter oder Nasal-/Oraladapter

Durchführung

Tubusadapter
Nr.


1 Beide Sensoren mit dem Adapter konnektieren (Dreieck auf Dreieck)
2 Den Adapter zwischen Beatmungsbeutel und Beatmungsfilter platzieren
(Optimale Anordnung: Tubus - Gänsegurgel - Beatmungsfilter - Kapnograpiesensor - Beatmungsbeutel)
Nasal-/Oraladapter
Nr.


1 Beide Sensoren mit dem Adapter konnektieren (Dreieck auf Dreieck)
2 Patient über die Maßnahme aufklären
3 Adapter in der Nase platzieren, mit den Kabeln hinter den Ohren fixieren und den Fixierring unter dem Kinn festziehen
4 Den Adapter und die Kabel mit Klebestreifen fixieren

Erläuterungen

Kapnogramm

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  • Phase I

    Beginn der Exspiration. Zunächst wird die Luft des anatomischen Totraumes ausgeatmet. Da diese kein CO2 besitzt, kommt es während dieser Phase zunächst zu keinem Anstieg im Kapnogramm.

  • Phase II

    In der weiteren Ausatmung wird zunehmend zur Luft aus dem anatomischen Totraum Gas aus den Alveolen ausgeatmet. Da dieses CO2 beinhaltet, kommt es zum schnellen Anstieg im Kapnogramm.

  • Phase III

    In dieser Phase kommt es zum Abatmen der Luft aus den Alveolen. Da CO2-arme Luft des Totraumes nicht mehr vorhanden ist, kommt es zu einer Plateauphase im Kapnogramm. Der Übergang von Phase III zu Phase IV markiert den Beginn der Inspiration. In diesem Moment erreicht das CO2 am Detektor seinen Maximalwert. Dieser Wert wird als endtidales Kohlendioxid (etCO2) bezeichnet und spiegelt den CO2-Gehalt der Alveolen am besten wider.

  • Phase IV

    Mit Beginn der Inspiration kommt es zum schnellen Abfall der CO2-Konzentration im Schlauchsystem.

Normal

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Atemzug

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mögliche Ursachen:

  • spontaner Atemzug (*) bei beatmendem Patienten

Erhöhte Frequenz

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mögliche Ursachen:

  • Hyperventilation
Erniedrigte Frequenz

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mögliche Ursachen:

  • Hypoventilation

  • Schädel-Hirn-Trauma (Hirnstammschädigung)

  • Opiatüberdosierung / Opiatvergiftung

Exponentieller Abfall

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mögliche Ursachen:

  • Herz-Kreislauf-Stillstand

  • Herzinfarkt mit verminderter Auswurfleistung

  • hoher Blutverlust / Volumenmangelschock

  • Lungenembolie

  • rascher Abfall des Blutdrucks

Konstant erhöht

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mögliche Ursachen:

  • Hyperthermie

Konstant erniedrigt

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mögliche Ursachen:

  • Reanimation

  • Atemwegsverlegung durch Schleim

  • Hypothermie

Hinweis für niedriges CO2 in der Lunge als Folge einer mangelnden Perfusion.

Plötzlicher Abfall auf Null

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mögliche Ursachen:

  • Unterbrechung der Verbindung zum Beatmungssystem

  • Undichtigkeit im Probenentnahmesystem

  • versehentliche Extubation

  • vollständiger Atemwegsverschluss

Schrägstellung des Plateaus

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mögliche Ursachen:

  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

  • Asthma

  • teilweise Verlegung des Tubus

Irregulär

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mögliche Ursachen:

  • temporäre Undichtigkeiten im Beatmungssystem

  • temporärer, teilweiser Verschluss des Beatmungssystem (zum Beispiel abknicken während Umlagerung)

Steigende Grundlinie

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mögliche Ursachen:

  • Verunreinigung des Sensors

Quellenangaben

Version

Kürzel

Datum Info
Version SCOPMNOE 24.0 09/2025 Ursprungsversion

Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)!

Interpretation Tubustiefe

Endotracheale Intubation

Die endotracheale Intubation sowie die anschließende Kontrolle der korrekten Tubusposition ist in der Präklinik aufgrund vieler Umstände (schlechte Lichtverhältnisse, Umgebungslärm, Zeitdruck etc.) deutlich schwieriger als in der Klinik. Mit der Kapnometrie kann man zwar eine ösophagealen Tubusfehllage auch präklinisch sicher feststellen, aber die Detektion einer endobronchialen Fehllage ist hingegen deutlich schwieriger. Nachfolgend findet sich eine Tabelle mit Angaben der empfohlenen Einführtiefen zur zusätzlichen Tubuslagenüberprüfung. 

Die Tubustiefe beträgt bei Erwachsenen 20–24 cm. Mit Einführtiefen von maximal 20–21 cm bei Frauen und 22–23 cm bei Männern ist eine endobronchiale Tubusfehllage am sichersten zu vermeiden. Bei tieferer Lage besteht ein dringender Verdacht auf einseitige (endobronchiale) Intubation.

Alter Entfernung Lippe - Tracheamitte [cm]
Frühgeborene 10
Reife Neugeborene 11
1-6 Monate 11
6-12 Monate 12
2 Jahre 13
4 Jahre 14
6 Jahre 15-16
8 Jahre 16-17
10 Jahre 17-18
12 Jahre 18-20
14 Jahre und mehr 20-24

Quellen: Bernhard M, Böttiger BW. Out-of-hospital endotracheal intubation of trauma patients: straight back and forward to the gold standard! Eur J Anaesthesiol 2011; 28: 75–76
Larsen R. Endotracheale Intubation, Larynxmaske und Larynxtubus. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 2016 Jun 14:103–38.

i-gel Plus

Die horizontale, schwarze Linie im Bereich des Beißkeils des i-gel Plus zeigt die optimale Position an. Die obere Zahnreihe sollte mit der Linie abschließen. Generell ist jedoch darauf zu achten, dass der Tubus bis zu einem federnden Widerstand und einem dementsprechenden Beatmungserfolg eingeführt werden soll, dies kann von der Markierung abweichen.

Larynxtubus

Die Kontrolle der Einführtiefe erfolgt beim Larynxtubus mithilfe der Markierung am oberen Tubusabschnitt. Die zentrale Markierung sollte sich auf Höhe der oberen Zahnreihe des Patienten / der Patient:in befinden.

Quelle: http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-103357

Hinweise zur Atemwegssicherung

  • Entscheidend für das Überleben ist die hochqualitative Herzdruckmassage mit minimaler Unterbrechung, die frühzeitige Defibrillation und die suffiziente Beatmung!
  • Zu Beginn der CPR ist so rasch wie möglich eine suffiziente Oxygenierung sicherzustellen. Dies wird in den meisten Fällen durch Beutel-Masken-Beatmung (inkl. Optimierung) zu erreichen sein. Das Vorbereiten der Atemwegssicherung darf die Suffizienz der Beutel-Masken-Beatmung nicht gefährden.
  • In der Präklinik behandeln wir in der Regel nicht nüchterne Patient:innen und die Personalressourcen sind begrenzt. Aus diesem Grund wird eine möglichst frühzeitige Atemwegssicherung empfohlen. Trotzdem kann im Einzelfall die Atemwegssicherung aus einsatztaktischer Sicht oder mangels Erfolgsaussicht unterlassen werden, wenn dies der medizinisch verantwortlichen Einsatzkraft sinnvoll erscheint.

NKI-Anwendung

  • Blinde Intubationen ohne Sicht auf die Stimmritze sind nicht zulässig.
  • Die ETI darf nur durchgeführt werden, wenn eine Möglichkeit zur Kapnographie besteht.
  • Die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen (Rezertifizierung, schriftliche Einzelermächtigung) sind zu beachten. Ohne schriftliche Einzelermächtigung durch den Chefarzt / ÄLRD ist eine Durchführung der ETI im RKNÖ nicht zulässig.
  • Nach einer NKI-Anwendung ist dieses Formular auszufüllen.

Quellenangaben

ERC-Guidelines 2021: Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene (Absätze zur Atemwegssicherung)

Erläuterungen
  • Diese Behandlungsleitlinie wurde vom ÄLRD des RKNÖ freigegen nach intensiver Diskussion der Priorität der Atemwegssicherung.
  • Es gibt kaum oder keine wissenschaftliche Evidenz zu "Beutel-Masken-Beatmung vs. SGA oder ET". Große Studien gibt es nur zur Fragestellung, ob SGA oder ET besser ist. Die Atemwegssicherung wurde an erste Stelle gesetzt, weil die Analyse präklinischer Reanimationen im RKNÖ darauf schließen lässt, dass die Qualität der Beutel-Masken-Beatmung nicht immer sehr hoch ist und dass auch ein hohes Aspirationsrisiko besteht. Darüber hinaus spielt ein gesicherter Atemweg ein:e Helfer:in frei, weil die Beatmungen leichter durchgeführt werden können, ohne dass jedes Mal eine Beatmungsmaske dicht auf das Gesicht aufgesetzt werden muss.
  • Der/Die Notfallsanitäter:in soll immer sofort mit der Beutel-Masken-Beatmung beginnen um eine frühestmögliche Oxygenierung zu ermöglichen. Im Anschluss muss der/die Notfallsanitäter:in entscheiden, ob er ein supraglottisches Atemwegsdevice setzen oder weiter mit der Maske beatmen möchte. Diese Entscheidung kann von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden:
    • Eintreffzeit Notarztmittel oder NKI
    • Erfolgsaussicht der Intubation mit SGA (Anatomie der Atemwege, sonstige Faktoren, die das Setzen eines SGA erschweren)
    • Effektivität der Beutel-Masken-Beatmung
Version
Version BLLNOE 24.1

12/2025

Adaptierung der BLL auf i-gel Plus als SGA

Version BLLNOE 24.0.2

03/2025

Änderung Darstellung Klappboxen

Version BLL NOE 24.0.1

12/2024

Information Tubustiefe und Erläuterung hinzugefügt

Version BLLNOE 24.0

06/2024

Darstellung nach neuem Designkonzept

Version 1.1 12/2021 Ursprungsversion

    Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)!