Midazolam
Mindestqualifikation
NFS (zerebraler Krampfanfall, kindlicher Fieberkrampf)
Notärztin/Notarzt (alle weiteren Indikationen)
Indikationen in der Notfallmedizin
Analgosedierung
Sedativum – Kombinationsnarkose
Sedierung
zerebraler Krampfanfall (Off-Label!)
Wirkstoffgruppe
Benzodiazepin
Kontraindikationen
bekannte Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine oder Bestandteile
Analgosedierung bei Patienten mit schwerer Ateminsuffizienz oder akuter Atemdepression
Kinder < 6 Jahre
Cave: Intoxikationen mit Alkohol, Psychopharmaka, Opioide verstärken die Wirkung!
Nebenwirkungen
Atemdepression, Atemstillstand
anaphylaktische Reaktionen, Angioödem, Dyspnoe
ZNS-Störungen ( Verwirrtheit, Schwindel, Sedierung, Kopfschmerzen)
anterograde Amnesie
Bradykardie, Hypotonie
Thrombophlebitis
paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle, Halluzinationen) gehäuft bei Kindern und älteren Menschen
Dosierungshinweise
Dosierung bei zerebralen Krampfanfällen:
> 6a: 5mg intranasal via MAD® ( 2,5mg = 0,5ml/pro Nasenloch)
1x wiederholbar bei bestehendem Krampfanfall
Alternativ: steht Buccolam® zur Verfügung (siehe Arzneimittel für NÖ)
Verabreichung durch Notärztin/Notarzt:
Analgosedierung | Erwachsene:
i. v.: initial: 2–2,5 mg, 1 mg titrieren (max. 3,5–7,5mg)
nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
Kinder: nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Sedativum – Kombinationsnarkose | Erwachsene:
i.v.: 0,03–0,1 mg/kg KG,
nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
Kinder: nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Sedierung | Erwachsene:
i.v.: Bolusdosis: 0,03–0,3 mg/kg KG in Schritten von 1–2,5 mg
nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
Kinder: nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Praxistipp
Beachte bei nasaler Gabe: Der Zerstäuber muss fest auf der Spritze sitzen und es muss kräftig gesprüht werden, um eine feine Zerstäubung zu erreichen.
Midazolam ist ein kurzwirksames Benzodiazepin, Patient*innen sind meist nach 2-4h wieder neurologisch gut beurteilbar.
besondere Vorsicht bei: Patienten > 60 Jahre, beeinträchtigter Atemfunktion, reduziertem AZ, chronischer Ateminsuffizienz, Leber- oder Nierenfunktionsstörung, Herzinsuffizienz, bei Alkohol- oder Drogenabusus in der Anamnese, Kindern:
hier ist ggf. eine Dosisreduktion empfohlen!
Wirkung
Midazolam hat hypnotische und sedierende Wirkungen, die durch einen schnellen Eintritt und eine kurze Dauer gekennzeichnet sind. Außerdem hat es anxiolytische, antikonvulsive und muskelrelaxierende Effekte und verursacht eine anterograde Amnesie. Die zentralen Wirkungen von Benzodiazepinen beruhen auf der Verstärkung der durch GABA vermittelten synaptischen Hemmung. Bei Anwesenheit von Benzodiazepinen wird die Affinität des GABAA Rezeptors für Neurotransmitter durch positive allosterische Modulation vergrößert. Dies führt zu einer verstärkten Wirkung des freigesetzten GABA auf den postsynaptischen transmembranen Chloridionenfluss. Es kommt zur Unterbrechung des bestehenden Krampfanfalls.
Bei einer Überdosierung kann Midazolam mit Flumazenil antagonisiert werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft: strenge Indikationsstellung
(Unregelmäßigkeiten der fetalen Herzfrequenz, Hypothermie und Atemdepression des Neugeborenen)
Stillzeit: Nutzen-Risiko Abwägung