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Bradykardie (Kinder)

KI Bradykardie 24.1.png

                                                                                             

(1) Anzeichen für Lebensgefahr
  • Hämodynamische Instabilität oder kardiogener Schock
  • Synkope im Rahmen des aktuellen Ereignisses
  • Anzeichen für Myokardischämie (Brustschmerzen, ACS-Verdacht)
  • ausgeprägte Herzinsuffizienz

Entscheidend ist der klinische Eindruck: Patient:in wirkt schwerkrank und instabil?

Quelle: European Resuscitation Council Guidelines 2021: Adult advanced life support

(2) Asystolie-Risiko
  • kürzliche Asystolie (=Patient:in wurde vor kurzem reanimiert)
  • AV-Block II° Typ Mobitz 2 (PQ-Zeit bleibt gleich, dann fällt ein QRS-Komplex aus, meist regelmäßig 2:1, 3:1...)

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  • AV-Block III° mit breitem QRS-Komplex (Beginn Q-Zacke bis Beginn der ST-Strecke > 120 ms = 3 mm)

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  • Pausen zwischen QRS-Komplexen > 3 s (=75mm)

Quelle: European Resuscitation Council Guidelines 2021: Adult advanced life support

Grafiken: Npatchet via Wikimedia Commons (AVB II°), Life in the Fast Lane (AVB III°)

Adrenalin 1:100.000 ("Supra-Blitz") | intravenös | Kinder
Dosierung 1-10 µg/kg KG
Art Wiederholung alle 3-5 Min möglich
Zubereitung

1 Ampulle Suprarenin® zu 1 mg/ml in 100 ml NaCL-Kurzinfusion zuspritzen

1 µg = 0,1 ml der Lösung

 

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Aus dieser Kurzinfusion werden dann die Einzeldosen aufgezogen.

1-10 µg/kg KG = 0,1-1 ml/kg KG der Lösung

Kontraindikationen im Notfall keine
Nebenwirkungen
  • überschießende Sympathikusaktivierung

Im Notfall sind die Nebenwirkungen irrelevant und dauern nur kurz - das Arzneimittel ist hochpotent und muss korrekt dosiert werden.

Schwangerschaft/Stillzeit Verabreichung nach TNA-Callback möglich.

Atropin | intravenös | Kinder
Dosierung 20 µg/kg KG (max. 0,5 mg)
Art Wiederholung alle 3-5 Min möglich
Maximaldosis 3 mg
Zubereitung

Nicht verdünnen

20 µg/kg KG = 0,04 ml/kg KG (0,5 mg/ml)

Hinweis Nur bei Bradykardien, die durch eine Vagusaktivierung verursacht werden.
Kontraindikationen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Atropin oder sonstige Bestandteile
  • Myasthenia Gravis
  • Engwinkelglaukom
  • Koronare Herzkrankheit
  • Mechanische Verschlüsse des Magen-Darm-Traktes (Paralytischer Ileus, Megakolon)
    obstruktive Harnwegserkrankung
  • CAVE: bei AV Block 2. Grades (Typ Mobitz II) und AV Block 3. Grades lt. ERC indiziert, lt. Hersteller kontraindiziert --> Adrenalin wirkt besser und sicherer

Im Rahmen der Behandlungen von lebensgefährlichen Vergiftungen mit Parasympathomimetika sind alle angeführten Kontraindikationen relativ zu sehen. Bei der Behandlung von Bradykardien kann auf Adrenalin ausgewichen werden.

Nebenwirkungen
  • Tachykardie (supraventrikulär und ventrikulär)
  • Verlängerung der Überleitungszeit ab AV Block 2b
  • Augeninnendrucksteigerung (Glaukomanfall) und damit verbunden Sehstörungen
  • Schluck-und Sprachstörungen
  • Psychische Veränderungen (Unruhe- und Erregungszustände, Halluzinationen)
  • Anstieg der Körpertemperatur ("Atropinfieber")
  • Mundtrockenheit, Verwirrtheit, Krämpfe
  • Hypertonie
  • Muskelschwäche und Koordinationsstörungen,  
  • selten: Auslösung eines Angina Pectoris Anfalls
Schwangerschaft/Stillzeit Verabreichung eingeschränkt möglich.

transkutanes Pacing

Indikationen

  • instabile Bradykardie

Therapieziel

Erreichen einer ausreichenden Pumpleistung des Herzens

Kontraindikationen

  • keine

Benötiges Material

  • EKG-Gerät mit Pacing-Funktion

Durchführung

Nr. Maßnahme/Handlung
1 Teambriefing: Plan kommunizieren, Aufgaben verteilen
2

Analgosedierung vorbereiten

3

EKG-Monitoring herstellen ("kleines EKG" - Corpuls benötigt die Ableitung, um das Pacing korrekt durchführen zu können)

4

Therapieelektrdoen aufkleben

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5

Gehe in den Schrittmacher-Modus (Taste "Schrittmacher" oder "Pacer")

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6

Modus: DEMAND (Corpuls 3 geht automatisch in den Demand-Modus)

9

Frequenz: 70 (Corpuls 3 hat 70 voreingestellt; es kann auch weniger gewählt werden, aber die Frequenz soll mind. 20 über der Eigenfrequenz liegen)

10

Intensität: Softkey "Intensität drücken" - mit dem Drehrad die Intensität langsam erhöhen.

CAVE: Das Pacing beginnt sofort mit dem Drehen des Rades - es muss nicht nochmals extra gestartet werden.

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11

Intensität in 5mA-Schritten erhöhen, bis am EKG eine elektrische 1:1-Kopplung zu sehen ist

12

Intensität nochmals um 10mA erhöhen - Sicherheitspuffer!

13

Stelle sicher, dass die elektrische Aktivität mit einem ausreichenden Auswurf einher geht! Überprüfe den Carotispuls und beide Radialispulse.

14

Reassessment der Vitalfunktionen durchführen

Erläuterungen

Die Art der Analgosedierung ist von der medizinisch verantwortlichen Einsatzkraft individuell auf die Situation abzustimmen. Bewährt hat sich die Verwendung von Esketamin, weil es sympathomimetisch wirkt in Kombination mit einem Sedativum wie Midazolam. Die analgetische Wirkung von Esketamin kann durch Kombination mit einem Opiat (z.B. Morphin oder Fentanyl) noch verstärkt werden.

Quellenangaben

Grafiken:

  • Moayedi S, Patel P, Brady N, Witting M, Dickfeld TL. Anteroposterior Pacer Pad Position Is More Likely to Capture Than Anterolateral for Transcutaneous Cardiac Pacing. Circulation. 2022 Oct 4;146(14):1103-1104.
  • corpuls | GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH (via Youtube bzw. Bedienungsanleitung)

Version

Kürzel Datum Info
Version SCOPMNOE 24.0 06/2024 Ursprungsversion

Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)!

Esketamin | intravenös | Schmerzen | Kinder
Dosierung 0,125 mg/kg KG (max. 15 mg)
Art 3x Wiederholung nach 5 Min möglich
Maximaldosis 60 mg
Zubereitung

Nicht verdünnen

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Freigabe Verabreichung unter 12. vLJ nur nach TNA-Callback möglich.
Hilfestellung Dosierung

Dosierung Esketamin 25 mg/ml intravenös (Formel)

Halbes Körpergewicht ≙ Nachkommastelle(n) der Einzeldosis in Milliliter

z.B. 40 kg Patient:in erhält 0,20 ml

z.B. 50 kg Patient:in erhält 0,25 ml

z.B. 58 kg Patient:in erhält 0,29 ml

 

Dosierung Esketamin 25 mg/ml intravenös (Tabelle, alternativ zur Formel)

Esketamin 25 mg/ml (intravenös)
Gewicht Menge Volumen
30 kg 3,75 mg 0,15ml
35 kg 4,38 mg 0,18ml
40 kg 5 mg 0,2 ml
45 kg 5,63 mg 0,23ml
50 kg 6,25 mg 0,25ml
55 kg 6,88 mg 0,28ml
60 kg 7,5 mg 0,3 ml
65 kg 8,13 mg 0,33ml
70 kg 8,75 mg 0,35ml
75 kg 9,38 mg 0,38ml
80 kg 10 mg 0,4 ml
> 80 kg Tabelle für höheres Körpergewicht siehe BLL für Erwachsene
Hinweis Für Kinder werden in der Literatur oft deutlich höhere Dosierungen angegeben. Das bezieht sich vor allem auf kleinere Kinder. Da im RKNÖ die eigenständige Gabe von Esketamin aktuell auf Kinder ab 12 Jahre beschränkt ist, wird aus Sicherheitsgründen vorerst eine einheitliche Einzeldosis für alle Patient:innen verabreicht. Eine Evaluierung für die Zukunft ist geplant. Die vorgesehene Dosierung dient vor allem dazu, die Schmerztherapie zu beginnen und die Zeit zu überbrücken, bis Personal vor Ort ist, das Erfahrung mit Kinder-Schmerztherapie hat. Es ist nicht vorgesehen, dass Notfallsanitäter:innen Kinder mit starken Schmerzen regelhaft ohne Notärztin/Notarzt versorgen.
Kontraindikationen
  • Akutes Koronarsyndrom, akute Herzerkrankung
  • Intoxikation mit dämpfenden Substanzen
  • Eklampsie/Präeklampsie
Nebenwirkungen
  • „bad trips“: Träume, Albträume, Psychosen, Unruhe, Schwindel  (sehr selten bei analgetischen Dosen, relevant bei Sedo-Analgesie oder Narkosen)
  • Atemdepression bei viel zu hoher Dosierung und zu schneller Injektion
  • Hirndrucksteigerung bei unzureichender Oxygenierung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg
  • Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Doppelbilder)

 

Ketamin wirkt sympathomimetisch, indem es die Wiederaufnahme von Katecholaminen an der sympathischen Endplatte hemmt. Dadurch wirken auch körpereigene Katecholamine länger und Blutdruck, Herzfrequenz etc. steigen an. Da starke Schmerzen einer der Hauptreize für den Sympathicus und die Katecholaminausschüttung sind (und Esketamin den Schmerz stark reduziert), kommt es durch die Esketamingabe normalerweise nicht zu einer starken Blutdruckerhöhung.

Schwangerschaft/Stillzeit Verabreichung nach TNA-Callback möglich.

Midazolam | intranasal | Begleitmedikation Schmerztherapie | Kinder
Dosierung
Gewicht/Alter Dosis Volumen (5 mg/ml)
< 50 kg 1 mg 0,2 ml
 ab 50 kg 2 mg 0,4 ml

 

Art Einzeldosis
Applikation Auf beide Nasenlöcher aufteilen
Zubereitung

Nicht verdünnen

1 mg = 0,2 ml aus Ampulle zu 1 ml (5 mg/ml)

Freigabe Verabreichung unter 12. vLJ nur nach TNA-Callback möglich.
Wiederholung nach TNA-Callback möglich.
Hinweis Alkohol, Psychopharmaka, Opioide verstärken die Wirkung und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen.
Kontraindikationen
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Bestandteile und gegen andere Benzodiazepine 
  • bestehende Atemdepression
  • reduziertes Bewusstsein
Nebenwirkungen
  • Atemdepression, Atemstillstand
  • ZNS-Störungen ( Verwirrtheit, Schwindel, Sedierung, Kopfschmerzen)
  • anterograde Amnesie
  • Bradykardie, Hypotonie
  • paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle, Halluzinationen) gehäuft bei Kindern und älteren Menschen
Schwangerschaft/Stillzeit Verabreichung nach TNA-Callback möglich.

Propofol | intravenös | Kinder
Dosierung

Analgosedierung

  • 1-2 mg/kg KG

Narkoseeinleitung

  • über 8 Jahre: 2,5 mg/kg KG
  • unter 8 Jahre: höhere Dosis kann nötig sein: 2,5-4 mg/kg KG

Narkoseaufrechterhaltung

  • über 8 Jahre: 9-15 mg/kg KG pro Stunde
  • unter 8 Jahre: höhere Dosis kann nötig sein
Art Wiederholung möglich
Zubereitung

nicht Verdünnen

1 mg/kg KG = 0,1 ml/kg KG (10 mg/ml)

Kontraindikationen
  • dekompensierte schwere cardiopulmonale Erkrankungen
  • schwere Fettstoffwechselstörungen
  • laut Fachinformation: Soja- oder Erdnussallergie bzw. -Überempfindlichkeit (diese Kontraindikation ist wissenschaftlich weitgehend widerlegt, die Hersteller streichen sie aber nicht aus den Fachinformationen; ausführliche Diskussion dazu im Medikamentenlexikon)
Nebenwirkungen
  • Bradykardie und ausgeprägter Blutdruckabfall
  • anaphylaktische Reaktionen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen während Aufwachphase
  • lokale Schmerzen an Injektionsstelle und Gefäßreizung
Schwangerschaft/Stillzeit Verabreichung möglich.

Therapieziel

  • Erkennen von Patient:innen, die eine unmittelbare Therapie benötigen
  • Verhindern des Atem-Kreislauf-Stillstandes
Quellenangaben

European Resuscitation Council Guidelines 2021: Adult advanced life support

Erläuterungen

Die Behandlungsleitlinie entspricht den ERC-Guidelines 2021.

Insbesondere in der aktuelleren Literatur ist die Atropingabe bei kritischen Patient:innen ("im bradykarden Peri-Arrest") umstritten, da Atropin nicht immer zuverlässig wirkt. Adrenalin hingegen ist deutlich potenter, sicherer und schneller wirksam. Es wird sich zeigen, ob die ERC-Leitlinien 2025 eine Änderung bringen. Bis dahin erscheint es sinnvoll, Atropin eher bei symptomatischer Bradykardie (behandlungsbedürftig ja, akute Lebensgefahr nein) zu verwenden und Adrenalin beim bradykarden Peri-Arrest.

Blogartikel von dasFOAM (2017) inkl. Links zu allen angeführten Quellen zur Diskussion Atropin vs. Adrenalin.

Version
Version BLLNOE 24.0

03/2025

Ursprungsversion

    Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)