Hypertonie bei Erkrankungen
Blutdruck-Zielwerte | |
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Akutes Koronarsyndrom (ACS) | wenn höher, senken auf 140-160 mmHg systolisch |
hypertensiver Notfall (plötzlicher Blutdruckanstieg und körperliche Beschwerden) |
kein absoluter Blutdruck-Zielwert: die körperlichen Beschwerden müssen sich deutlich verbessern oder verschwinden. Hinweise zum Blutdruckwert: meistens nicht mehr als 25 % vom Ausgangswert und nicht unter 140 mmHg systolisch (Richtwerte - nicht fix!) |
Insult |
senken auf 160-180 mmHg, wenn über 220 mmHg systolisch |
Aortendissektion |
senken auf ~ 120 mmHg systolisch |
Schwangerschafts-Bluthochdruck (Eklampsie, Präeklampsie) |
130-150 mmHg systolisch |
Urapidil | intravenös | Erwachsene
5 mg = 1 ml wiederholen nach 5 Minuten, wenn Therapieziel noch nicht erreicht ist, gesamt max. 25 mg |
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Kontraindikationen |
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Nebenwirkungen |
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Schwangerschaft |
keine Einschränkung - Urapidil ist sogar ausdrücklich empfohlen (S2 Leitlinien für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen Mittel der 1. Wahl zur Senkung der lebensbedrohlichen Blutdruckentgleisung in der Schwangerschaft) |
Stillzeit | kontraindiziert - keine Gabe! |
Eintrag im Medikamentenlexikon |
CPAP ASB-Beatmung
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Kontraindikationen |
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Die CPAP-ASB-Beatmung ist aktuell im RKNÖ für NKI nicht freigegeben, weil Beatmungsgeräte lt. NÖ Rettungsdienst-Mindestausstattungsverordnung 2017 und mangels Finanzierung auch lt. OM-A des RKNÖ auf RTW und RTW-C nicht vorgesehen sind und die Behandlungsleitlinien die real möglichen Behandlungsmöglichkeiten widerspiegeln. |
Therapieziel
Erreichen eines Blutdruckwertes, der in der aktuellen Behandlungssituation dem Körper ein suffizientes Arbeiten ermöglicht und das Risiko für Folgeschäden minimiert.
Allgemeine Hinweise
Hypertensive Entgleisung und Hypertensiver Notfall (gem. Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie 2023):
- Bei einer hypertensiven Entgleisung, d.h. RR > 180/110mmHg ohne akute Begleitsymptome sollte eine moderate Blutdrucksenkung (Anpassung der oralen Medikation bei Persistenz nach 30 min Ruhe) erfolgen.
- Bei einem hypertensiven Notfall, d. h. akuter starker Blutdruckanstieg, oft mit RR > 180/110 mmHg und akuten Begleitsymptomen (z. B. Ruhedyspnoe, V. a. Schlaganfall, ACS, Aortendissektion, Lungenödem, rasch progrediente oder neu aufgetretene Nierenkrankheit, akute schwere Blutung o. ä.) soll eine umgehende Krankenhauseinweisung erfolgen (aus dem weiteren Text geht hervor, dass eine raschestmögliche Blutdrucksenkung empfohlen wird, auch wenn der Rettungsdienst nicht erwähnt wird).
- Aus einem Notfall ergibt sich nach Einschätzung der Leitliniengruppe dringlicher stationärer Handlungsbedarf, während eine Entgleisung zwar ein ernstzunehmendes und therapiebedürftiges, aber kein notfallmäßiges Ereignis darstellt.
Die 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension der European Society of Hypertension geben keine fixen Blutdruckwerte an, sondern beschäftigen sich ausführlicher mit den körperlichen Symptomen. Der Blutdruckmessung selbst wird weniger Wichtigkeit zugeschrieben, weil sie oft verfälscht sei und Patient:innen in Krankenhäusern oft als Hypertensiver Notfall ("Hypertensive Emergency") klassifiziert würden, obwohl sie "nur" einen zu hohen Blutdruckwert hätten und daher als Hypertensive Entgleisung ("Hypertensive Urgency") zu bewerten wären. Umgekehrt kann es vorkommen, dass trotz nicht so hoher Absolutwerte bei der Blutdruckmessung körperliche Schäden entstehen, weil der Blutdruck nicht rasch genug gesenkt wird. Entscheidend für die akute Behandlungsbedürftigkeit sei das vorliegen körperlicher Beschwerden. Welche körperliche Beschwerden vorliegen, hängt von den betroffenen Organen ab. Die Symptome können Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel und andere neurologische Defizite umfassen sowie Brustschmerzen und Atemnot (u.a. Seite 1976, Kapitel 16.2 Hypertensive urgencies and emergencies).
Die Behandlungsleitlinie "Hypertonie bei Erkrankungen" des RKNÖ bildet diese Empfehlungen ab. Für die Entscheidung zur pharmakologischen Therapie entscheidend ist (neben dem akut erhöhten Blutdruck ohne genaue Angabe, wie hoch dieser sein muss) das Vorhandensein körperlicher Beschwerden. Der Blutdruckwert alleine ist kein Entscheidungskriterium!
Um körperliche Schäden durch den Bluthochdruck für die weitere Behandlung zu dokumentieren, soll vor der ersten Urapidilgabe ein 12-Kanal-EKG geschrieben werden.
Quellenangaben
Mancia, G. et al. 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension. J. Hypertens. 41, 1874–2071 (2023). https://doi.org/10.1097/HJH.0000000000003480
Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie (Deutschland), Kurzfassung, AWMF-Register-Nr. nvl-009
Erläuterungen
Die Freigabe der Arzneimittel dieser Behandlungsleitlinie wird empfohlen durch das ÖRK-Bundeschefärztegremium.
Die Behandlungsleitlinie ist in dieser (oder sehr ähnlicher) Form international üblich für ALS-Personal.
Die Behandlungsleitlinie entspricht der aktuellen wissenschaftlichen Empfehlung für den deutschsprachigen Raum.
Version
Version BLLNOE 24.0 |
06/2024 |
Darstellung nach neuem Designkonzept Anpassung der Kriterien für die Einstufung als Hypertensiver Notfall an die beiden 2023 publizierten Guidelines (Wegfall der Blutdruckangaben, Fokus auf körperliche Beschwerden) |
Version 1.1 | 12/2021 | Ursprungsversion |
Keine Gewährleistung für ausgedruckte Versionen - aktuell ist nur die Online-Version https://rdmed.n.roteskreuz.at/ oder die RKNÖ-App-Version (Aktualisierung alle 24h)!