Urapidil
Indikationen in der Notfallmedizin
hypertensiver Notfall
Lungenödem
akute kardiale Insuffizienz (Notwendigkeit der Nachlastsenkung)
Wirkstoffgruppe
Antihypertonikum (α-Adrenozeptor-Antagonist)
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Aorten-Isthmus-Stenose
arteriovenöser Shunt (außer hämodynamisch nicht wirksamer Dialyse-Shunt)
schwere Aorten-bzw. Mitralklappenstenose
Pulmonalembolie
Stillzeit
Nebenwirkungen
Übelkeit
Schwindel, Müdigkeit
Kopfschmerzen
selten: Tachykardie, Palpitation, Bradykardie
Atemnot
Druckgefühl in der Brust
orthostatische Dysregulation
Dosierung
Erwachsene: 5 mg i.v. (Algorithmus NKV)
wiederholen nach 5 Min., wenn Therapieziel noch nicht erreicht ist
Cave: Massive Blutdrucksenkung bei zu schneller Injektion!
Praxistipp
Achtung: bei großzügiger Dosierung rasche und überschießende Wirkung wahrscheinlich! Vor der Wiederholung die angegebene Zeit abwarten und eine Blutdruckkontrolle durchführen. Die blutdrucksenkende Wirkung von Urapidil kann durch gleichzeitige Gabe von α-Rezeptorenblocker, Vasodilatatoren und anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln verstärkt werden.
Wirkung
Urapidil hat sowohl zentrale als auch periphere Wirkungen:
- peripher: Urapidil blockiert v. a. postsynaptische α1-Rezeptoren und hemmt somit die vasokonstriktive Wirkung von Katecholaminen.
- zentral: Urapidil moduliert die Aktivität der Gehirnzentren durch die Stimulation von Serotoninrezeptoren (5-HT 1A), die das Kreislaufsystem regeln. Es kommt hierbei zu einer Hemmung des Barozeptorreflexes. Deshalb wird die sympathotone Gegenregulation des Sympatikotonus stark reduziert. Als Folge kommt es zur Senkung des zentralen Sympathikotonus durch die Dilatation der Widerstandsgefäße
Urapidil reduziert die periphere Resistenz und führt so zu einem Abfall des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Dabei bleibt die Herzfrequenz weitgehend konstant, und die Herzleistung wird nicht verändert. Eine Herzleistung, die infolge eines erhöhten peripheren Widerstands reduziert ist, kann sich erhöhen.
Ein Vorteil des Urapidils besteht darin, dass es den intrakraniellen Druck kaum beeinflusst und daher auch bei einer zentralen hypertonen Massenblutung eingesetzt werden kann. Bei Patienten mit einem Insult sollte der Blutdruck jedoch nicht unter Sys. 160 mmHg abgesenkt werden. Der Grund hierfür ist die Vergrößerung der Penumbra und des Ischämiegebietes, da in diesem verschlossenen Bereich die Selbstregulation der Hirndurchblutung aufgehoben ist und eine zu starke Senkung des Blutdrucks auch den Perfusionsdruck des gesamten Gehirnareals aufhebt.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft: gemäß S2 Leitlinien für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen ist Urapidil das Mittel der 1. Wahl zur Senkung der lebensbedrohlichen Blutdruckentgleisung
Stillzeit: absolute Kontraindikation